Sie kommen plötzlich oder am Ende eines langen Tages: schwere Beine. Müdigkeit und Schmerzen begleiten das Schweregefühl in den unteren Extremitäten. Eine sehr unangenehme Erfahrung, denn unsere Beine verkörpern Mobilität. Sie sollen gut funktionieren und uns durchs Leben tragen. Sorgen können auch angebracht sein: Mitunter stecken größere Probleme hinter den Symptomen.
Am stärksten machen sich die Symptome schwerer Beine in den Unterschenkeln bemerkbar:
Durchblutungsstörungen sind neben Muskelermüdung (Muskelkater) und Störungen des Lymphflusses (Lymphödem) Auslöser für schwere Beine. Die schlechte Durchblutung kann durch verschiedene Krankheiten verursacht werden:
Die Beine sind der tiefste Punkt des Körpers. Um das Blut gegen die Schwerkraft wieder zum Herzen transportieren zu können, besitzen die Venen ein ausgeklügeltes System. Die Venenklappen in ihrem Inneren sorgen dafür, dass das Blut auf dem Weg nach oben nicht ständig zurückfließt (venöser Rückfluss). Sie funktionieren dabei wie ein Ventil und blockieren die Vene für einen kurzen Moment nach unten hin. So steigt das Blut Etage für Etage das Bein hinauf. Wenn dieses raffinierte System nicht optimal funktioniert, sammelt sich verbrauchtes, sauerstoffarmes Blut in den Beinen. Man spricht dann von einer Venenschwäche bzw. Veneninsuffizienz. Symptome treten bei dieser Krankheit besonders nach langem Sitzen oder Stehen auf. Auch Hitze wirkt sich ungünstig aus, da sich die Gefäße erweitern und das Blut noch mehr in den Beinen versackt. Am Ende des Tages haben Betroffene schwere, müde Beine. Auch leichte Schwellungen, etwa im Knöchelbereich, sind möglich. Das lässt sich beispielsweise daran erkennen, dass der Sockenbund einen deutlichen und länger anhaltenden Abdruck in der Haut hinterlässt.
Als Reaktion auf das Schweregefühl verspüren viele Betroffene das Bedürfnis, ihre Beine hochzulegen. Das schafft tatsächlich Abhilfe. Durch die Lageveränderung kann das Blut aus den Beinen leichter abfließen. Auch Bewegung hilft, da die Wadenmuskulatur den Bluttransport aus den Beinen nach oben unterstützt (Waden- bzw. Muskelpumpe). Bei sitzenden Tätigkeiten empfiehlt es sich deshalb, zwischendurch immer wieder aufzustehen, ein Stück zu gehen oder Gymnastikübungen für die Venen zu machen. Kompressionsstrümpfe sind eine weitere Möglichkeit, um das Venensystem zu unterstützen.
Woher eine Veneninsuffizienz kommt, bleibt in vielen Fällen ungeklärt. Genetische Veranlagung, Verletzungen oder Entzündungen der Venen, Schwangerschaft, Übergewicht oder Rauchen können Ursachen sein.
Es kann nicht nur an den Venen liegen, dass das Blut in den Beinen absackt. Bei einer Herzinsuffizienz kann das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpen. Das Herz ist zu schwach, um für einen effektiven Blutaustausch zu sorgen. Symptome wie bei der Veneninsuffizienz treten auf, die Beine sind schwer, müde und oft geschwollen. Um diesen Zustand zu verbessern, können Diuretika („Wassertabletten“) und Kompressionsstrümpfe eingesetzt werden.
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) wird durch Atherosklerose in den Beinen verursacht. Dabei verengen sich die Arterien durch Ablagerungen an den Gefäßwänden. In der Folge werden die Beine mit zu wenig Blut versorgt und es kommt zu Symptomen. Häufig setzen erst unter Belastung, z.B. beim Gehen, ein Schweregefühl und Schmerzen ein. Nach einer kurzen Pause verschwinden die Symptome wieder oder lassen nach. Der Name "Schaufenster-Krankheit" hängt damit zusammen. Menschen mit dieser Erkrankung versuchen oft, ihre Schmerzen zu verbergen, indem sie anhalten und in Schaufenster schauen, als ob sie etwas betrachten würden. Sobald der Schmerz nachlässt, gehen sie weiter - bis der Schmerz erneut auftritt.
Im fortgeschrittenen Stadium der pAVK kann der Blutfluss in den Beinen so stark beeinträchtigt sein, dass die Haut an den Beinen schlecht heilt und Wunden oder Geschwüre entstehen können. In seltenen Fällen kann eine schwere pAVK zu Gangrän (Absterben von Gewebe) führen, was eventuell eine Amputation notwendig macht.
Anhand der pAVK sieht man, dass schwere Beine ein Hinweis auf das Vorliegen von Atherosklerose sein können. Atherosklerose ist eine stumme Volkskrankheit und die häufigste Todesursache in Industrienationen. Über Jahrzehnte kommt es schleichend zur Gefäßverengung durch Plaques (fetthaltige Ablagerungen an den Arterienwänden), die dann zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolie führt. Im Rahmen einer pAVK können schwere, schmerzende Beine ein Vorbote sein.
Risikofaktoren für die Entwicklung von Atherosklerose und pAVK sind unter anderem Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und eine familiäre Veranlagung. Die Behandlung beinhaltet oft Änderungen des Lebensstils, wie Rauchverzicht, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung, sowie die Behandlung von zugrundeliegenden Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck.
Zudem haben zahlreiche Studien in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass ein erhöhter Homocystein-Spiegel einen Risikofaktor für Atherosklerose darstellt. Homocystein entsteht als Stoffwechselprodukt. Um es abbauen zu können, braucht der Körper Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12. Die Einnahme eines Vitamin-Präparats, das diese drei Komponenten in einem ausgewogenen Verhältnis kombiniert, kann einen erhöhten Homocystein-Spiegel senken. Es gibt außerdem Studien, die belegen, dass eine Senkung des Homocysteinspiegels auch auf eine bereits bestehende Atherosklerose einen positiven Einfluss hat.
Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder ergänzend bilanzierten Diäten sollte man vorab mit seinem Arzt oder Ärztin besprechen.
Medizinisch-fachliche Quellen:
Piquereau J, Boitard SE, Ventura-Clapier R, Mericskay M. Metabolic Therapy of Heart Failure: Is There a Future for B Vitamins? International Journal of Molecular Sciences. 2022; 23(1):30. https://doi.org/10.3390/ijms23010030
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/B-Vitamine-sorgen-bei-Herzkranken-fuer-niedrigen-Homocystein-Wert-321109.html